Wie du dir deinen Fang sicherst

Bibelstudie

Wie du dir deinen Fang sicherst

Anschließend sagte er zu Simon: „Fahrt jetzt weiter hinaus auf den See und werft eure Netze aus!“ „Herr“, erwiderte Simon, „wir haben die ganze Nacht hart gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich es tun.“ Sie warfen ihre Netze aus und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen begannen. Deshalb winkten sie den Fischern im anderen Boot, ihnen zu helfen. Sie kamen, und bald waren beide Boote bis zum Rand beladen, so dass sie beinahe sanken. (Lukas 5,4-7)

Beachte bitte ein wichtiges Detail in dieser Geschichte, die ganz zu Anfang des Dienstes Jesu geschah: Die Netze begannen aufgrund der Art und Weise, wie der Fang gemacht wurde, zu reißen.

In Johannes 2 lesen wir über eine weitere, erstaunlich ähnliche Begebenheit. Diesmal sind wir ganz am Ende des Wirkens Jesu. Wieder sind die Jünger beim Fischen. Ein weiteres Mal haben sie die ganze Nacht gearbeitet, jedoch nichts gefangen. Erneut erteilt Jesus ihnen eine Anweisung, die zu einem Vermehrungswunder führen wird. Und auch hier ist es höchst wichtig, wie sie darauf reagieren.

Simon Petrus sagte: „Ich gehe jetzt fischen!“ „Wir kommen mit“, meinten die anderen. Sie gingen zum Ufer, stiegen ins Boot und fuhren los. Aber während der ganzen Nacht fingen sie keinen einzigen Fisch. Im Morgengrauen stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger erkannten ihn nicht. Jesus rief ihnen zu: „Freunde, habt ihr nicht ein paar Fische zu essen?“ „Nein“, antworteten sie. Da forderte er sie auf: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, dann werdet ihr einen guten Fang machen!“ Sie folgten seinem Rat und fingen so viele Fische, dass sie das Netz nicht mehr einholen konnten … Simon Petrus ging zum Boot und zog das Netz an Land. Es war gefüllt mit 153 großen Fischen. Und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.
(Johannes 21,3-11)

In der ersten Geschichte geschah infolge des Wunders fast etwas Schlimmes. Der Fang war so groß, dass die Netze zu reißen begannen. Betrachten wir das als ein Bild für unser Leben, so wird es für dich als Christ mit am gefährlichsten, wenn Gott anfängt, dich zu segnen – denn Mittelmäßigkeit ist ein sehr sicherer Ort. Doch wenn dir Geld zufließt, du immer bekannter wirst und dein Einfluss wächst, d.h. wenn der Segen Gottes zunimmt, besteht immer die Gefahr, dass „die Netze reißen.“ Allerdings lief es in der zweiten Geschichte anders. Es gab wichtige Unterschiede in der Reaktionsweise der Jünger, sodass nicht nur die Netze heil blieben, sondern auch der ganze Fang zu Jesus gebracht wurde.

Schlüssel Nr. 1: Einheit  

Der Hauptunterschied zwischen den beiden Geschichten besteht darin: Im ersten Fall arbeiteten sie mit ihren Freunden in einem anderen Boot zusammen. Es gab zwei Boote. In der zweiten Geschichte, als die Netze nicht rissen, heißt es, dass sie ins Boot stiegen, d.h. es gab nur eines.

Als die Netze beim ersten Mal zu reißen begannen, waren sie gespalten und voneinander getrennt. Doch beim zweiten Mal, als das Netz hielt, saßen sie gemeinsam in einem Boot. Ich halte das für einen wichtigen Schlüssel, den wir verstehen müssen, wenn wir Erfolg „überleben“ wollen. Im griechischen Urtext steht in Johannes 21,11 für das Verb zerreißen das Wort „schizo“. Kommt dir das bekannt vor? Der Begriff schizo ist die Wurzel des Wortes Schisma, was zunächst allgemein Spaltung oder Zersplitterung in Beziehungen bedeuten kann. Doch im religiösen und insbesondere im christlichen Kontext steht das Wort für Kirchenspaltung.

Das amerikanische Wörterbuch Noah Webster definiert es so: „Im allgemeinen Sinn Spaltung oder Trennung; doch spezifischer eine Spaltung oder Trennung innerhalb einer christlichen Kirche oder Kirchenströmung, die auf Meinungsverschiedenheiten beruht; eine Verletzung der Einheit unter Menschen, die denselben religiösen Glauben teilen.“ Das Wort Schisma ist also ein Begriff, der ganz direkt Spaltung unter Christen bezeichnet. Haben wir auch ein Wort für Spaltung unter Buddhisten – oder unter Atheisten? Ein solches Wort gibt es nicht, doch es existiert ein besonderer Begriff, der beschreibt, was in der christlichen Gemeinde weltweit ständig passiert, da Christen offensichtlich eine besondere Tendenz haben, sich gegenseitig zu bekämpfen! Denken wir an all die verschiedenen Denominationen, Kirchen, Spaltungen und Schismen, die in der gesamten Kirchengeschichte passiert sind.

Ist die Gemeinde gespalten, werden die Netze reißen

Tatsächlich scheint der Feind sehr erpicht darauf zu sein, im Leib Christi Spaltungen zu verursachen, weil er weiß, was dann geschieht: Die Netze reißen und der Fang geht verloren. Der Teufel weiß: Er ist am effektivsten, wenn er uns dazu bringen kann, uns permanent gegenseitig zu bekämpfen. Denn wenn wir uns ständig gegenseitig bekriegen, haben wir nie genug Kraft, um gegen ihn zu kämpfen. Würden wir dieselbe Energie, die wir für unsere internen Streitigkeiten verbrauchen, in die Rettung der Verlorenen investieren, wäre die Welt schon Generationen vor uns gerettet worden.

Hätten wir ein größeres Interesse daran, den Teufel und seine Pläne für diese Welt zu bekämpfen als gegen unsere Mitchristen vorzugehen, wäre das Reich der Finsternis in großen Schwierigkeiten. Doch stattdessen macht es dem Teufel Freude, uns alle in interne Kämpfe, Streitereien, Spaltungen und Trennungen zu verwickeln. Das ist ein echtes Problem.

Interessanterweise sagte Jesus, als er für seine Gemeinde betete: „Herr, mache sie eins, so wie du und ich eins sind.“ Er erklärte seinen Jüngern: „Daran werden die Menschen erkennen, dass ihr meine Jünger seid, weil ihr einander liebt.“

Vergleiche „Schisma“ mit der Beschreibung der Gemeinde im Neuen Testament. Sie war nicht nur eine geeinte Gruppe. Jede Gemeinschaft, jeder Verein braucht Einheit, wenn er fortbestehen soll. Ein Haus, das in sich selbst uneinig ist, kann nicht bestehen. Das gilt für jede Gruppe von Menschen. Doch die Gemeinde ist etwas Besonderes, da sie im Neuen Testament als ein Leib beschrieben wird. Mit anderen Worten: Wir sind nicht nur ein Haufen verschiedener Wesen, die versuchen, sich für ein gemeinsames Ziel zusammenzuraufen. Wir sind eine körperliche Einheit.

Ein Leib, viele Glieder

Wir sind eine Einheit und dienen diesem Körper als verschiedene Gliedmaßen, wobei wir alle unter der Leitung eines Hauptes zusammenarbeiten. Dadurch sind wir völlig anders. Als Paulus die Gemeinde als einen Körper beschrieb, lebte er nicht in einer Fantasiewelt, in der er nicht begriff, dass wir verschieden Persönlichkeiten, Meinungen und Philosophien haben. All das war ihm völlig bewusst. Darum schrieb er, dass der Körper aus vielen verschiedenen Teilen bestehe. Und das ist nicht nur gut so, sondern lebenswichtig!

Tatsächlich kann ein Körper nur überleben, wenn seine Glieder unterschiedlich sind. Das meinte Paulus, als er schrieb: „Wenn der ganze Körper ein Ohr wäre, womit sollte er dann sehen? Wenn er nur aus einem Auge bestünde, wie könnte er dann hören?“ Der Mensch, der so anders ist als du, ist nicht nur gut so, wie er ist – du brauchst ihn sogar! Je mehr er sich von dir unterscheidet, desto dringender brauchst du ihn vermutlich. Genau darum ist die Einheit des Leibes so wichtig.

Einheit im christlichen Kontext ist tatsächlich ein übernatürliches Konzept. Es geht nicht einfach nur darum, gemeinsam am Lagerfeuer zu sitzen, miteinander zu singen und sich gegenseitig zu tolerieren. Diese Einheit ist ohne die Gegenwart des Geistes in uns unmöglich; daher ist sie der Beweis dafür, dass wir Jünger Christi sind. Ohne den Heiligen Geist und die übernatürliche Liebe, die er uns gibt, ist wahre Einheit unter uns schlichtweg nicht erreichbar. Diese Art von Einheit sagt: „Ich akzeptiere dich nicht nur so, wie du bist, sondern mein Ziel ist es, dich mehr als mich selbst zu stärken. Wenn du erfolgreich bist, wenn du Ansehen empfängst, dann freue ich mich genauso darüber, als hätte ich es selbst erfahren.“

Schlüssel Nr. 2: Gehorsam

Zum Thema „die Netze vor dem Reißen bewahren“ gibt es einen weiteren Schlüssel in Lukas 5. Jesus sagt dort zu den Jüngern: „Werft eure Netze aus.“ Doch dann lesen wir (in manchen Übersetzungen), dass Petrus „das Netz“ auswarf, d.h. nur ein Netz, nicht mehrere, wie Jesus gesagt hatte. Das ist der zweite Schlüssel, um sicherzustellen, dass deine Netze nicht reißen – Gehorsam.

Vielleicht denkst du jetzt, Petrus war doch teilweise gehorsam, da Jesus ihn aufgefordert hatte, die Netze auszuwerfen und er immerhin eines zu Wasser ließ. Doch teilweiser Gehorsam ist nur ein anderes Wort für Ungehorsam. Verspäteter Gehorsam ist nur ein anderer Begriff für Ungehorsam! Gehorsam mit Zusätzen ist Ungehorsam. Mit anderen Worten: Wenn du sagst: „Herr, ich werde dir zwar gehorchen, es aber auf ‚meine Art‘ tun, um sicherzustellen, dass es mir gefällt“, dann bist du ungehorsam. Gehorsam unter Bedingungen ist Ungehorsam. „Herr, mir gefällt dieser Teil deiner Aufforderung, aber der andere Teil nicht, daher werde ich nur dem gehorchen, was mir gefällt, und den Rest nicht beachten.“ Vielleicht kannst du dein eigenes Gewissen dadurch beruhigen, doch es ist nur eine andere Form des Ungehorsams. Wahrer Gehorsam ist exklusiv, umfassend, unverzüglich und unterschiedslos. Auf diese Art des Gehorsams reagiert Gott und ehrt ihn.

Gott reagiert nicht auf Not, sondern er beantwortet Gehorsam.  

Am Teich von Siloah lagen viele Kranke. Nur einer wurde geheilt. Gott hilft nicht einfach automatisch jeder Not ab. Manche Menschen beten leidenschaftlich zu Gott und sagen ihm, wie schlimm ihre Lage sei und was sie bräuchten. Doch Gott beantwortet dein Gebet nicht, nur weil du ein Bedürfnis hast. Jeder braucht etwas. Gott reagiert auf Gehorsam. Du betest: „Herr, ich brauche Geld. Bitte segne mich, ich kann meine Rechnungen nicht bezahlen.“ Doch Gott reagiert nicht darauf. Er sagt: „Hier ist die Lösung: Gib und dir wird gegeben werden.“ Wenn du ihm gehorchst, dann zapfst du dein Wunder an. Du erhältst es nicht einfach, weil du es brauchst, sondern weil du dem Wort Gottes gehorchst.

Warum tat Petrus nicht genau das, was Jesus ihm gesagt hatte? Vielleicht war er nach einer durchfischten Nacht müde. Höchstwahrscheinlich konnte er sich nicht vorstellen, dass es nun einen Unterschied machen würde, das Netz auf der anderen Seite auszuwerfen. Möglicherweise dachte er sich: „Es kann gar nicht sein, dass dieses kleine Detail eine so große Veränderung bringen wird, dass wir mehrere Netze auswerfen müssten.“ Doch tatsächlich gilt: Das Wort Gottes wird uns immer in unserer Glaubensbereitschaft herausfordern. Es wird immer unsere Bereitschaft zum Gehorsam auf die Probe stellen. Denn es geht gar nicht darum, ob das Netz rechts oder links ausgeworfen wird. Es geht darum, ob wir dem Wort des Herrn gehorchen!

Genau das ist der Test. Manchmal wird der Herr dich auffordern etwas zu tun, was du für sinnlos hältst, einfach um zu überprüfen, ob du ihm gehorchen wirst. Vielleicht hing Petrusʼ Ungehorsam mit seinem Fachwissen zusammen. Schließlich war er von Beruf Fischer und er wusste so viel über die Fischerei, dass Jesu Anweisungen ihm zu einfach und unwissend erschienen, während er sehr erfahren und sachkundig war. Das führte zu seinem Unwillen, ganz einfach und demütig zu gehorchen. Jesus sagte: „Petrus, selbst in deinem Fachgebiet wird es dir viel besser ergehen, wenn du meinen einfachen Anweisungen im Glauben und Gehorsam folgst.“

Wenn wir unseren Fang behalten wollen, müssen wir Menschen sein, die Gott bei seinem Wort nehmen und ihm gehorchen; die einander lieben und als ein Leib in übernatürlicher Einheit zusammenarbeiten. So bringen wir den ganzen Fang zu Jesus!

Evangelist Daniel Kolenda