Not of this world

Reinhard Bonnke

Nicht von dieser Welt

Mit dem Wenigen, was sie tragen konnten, verließen sie Ägypten – um die Welt zu verändern. Über Nacht wurde aus dem versklavten Israel ein neues Volk, das sich vom Rest der Welt unterschied. Gott gab ihnen eine Gegenkultur – um sie zu befähigen, Sein Volk zu sein. „Folgt nicht dem Beispiel der anderen Völker!“, sagte Er zu ihnen (Jeremia 10,2).

Deshalb führte Abraham ein Nomadenleben, fernab von den Einflüssen seines Umfelds, um die alte Kultur aus seinem System zu verbannen. Jahrhunderte später forderte Mose Abrahams Nachkommen auf: „Wenn ihr auf den HERRN, euren Gott, hört und alle seine Gebote, die ich euch heute verkünde, sorgfältig befolgt, wird er euch hoch über alle Völker der Erde erheben“ (5. Mose 28,1).

Unverwechselbar anders

So ist Gott. Uns, Seine wiedergeborenen Kinder, macht Er unverwechselbar anders. Dabei prägt er uns durch Werte, die dem Glauben dieser Welt widersprechen:

  • „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen!“
  • „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.“
  • „Liebt eure Feinde!“
  • „Wer sein Leben erhalten will, der wirdʼs verlieren.“
  • „Die Letzten werden die Ersten sein.“
  • „Der Größte unter euch soll euer Diener sein.“
  • „Sterbende, und dennoch leben wir.“
  • „Arme, die doch viele reich machen.“

(Matthäus 5,5; 5,10; 5,44; 16,25; 20,16; 23,11; 2. Korinther 6,9-10)

Israel erhielt seine Freiheit äußerst günstig, aber schon bald kamen ihm Zweifel:„Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst bekamen, an die Gurken und Melonen, den Porree, die Zwiebeln und den Knoblauch“(4. Mose 11,5). Sie dachten an Gurken! Doch sie waren Gottes auserwähltes Werkzeug, um den größten Wandel der Geschichte zu bewirken, den Menschen eine neue Lebensweise zu bringen. Gott war vom Himmel herabgekommen und machte aus ihnen „ein ausgewähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, das Gott sich selbst erworben hat“ (1. Petrus 2,9).

Gott machte ihnen eine Liebeserklärung, aber nicht, weil sie größer waren als ein anderes Volk. Er liebte sie einfach (5. Mose 7,7-8). Sie hatten den Herrn nicht erwählt, sondern Er erwählte sie. Voller Güte und Geduld führte Er sie. Gott zeigte ihnen, wie man richtig lebt.

„Diese Dinge sind beispielhaft an ihnen geschehen, um uns, über die das Ende der Zeiten gekommen ist, als Warnung zu dienen“ (1. Korinther 10,11). Diese Phase haben wir erreicht. Über uns ist das Ende der Zeiten gekommen: eine neue Menschheit mit neuem Leben, neuem Charakter und neuer Bestimmung.

Christen sind revolutionär, sie stören. Paulus und Silas erlebten in Thessaloniki gewaltsamen Widerstand. Die Anklage lautete: „Diese Leute, die schon die ganze Welt in Aufruhr gebracht haben, sind jetzt auch hier“ (Apostelgeschichte 17,6). Das war ein Kompliment. Genau dazu ist Jesus gekommen.

Eine Gegenkultur

Genau wie Gott zuerst Israel erwählt hat, so beruft er heute ein neues Volk, unverwechselbar und „von oben“ geboren, Menschen mit einer Gegenkultur. In Jesus sind wir nun „ein ausgewähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, das Gott sich selbst erworben hat.“

Die Sprache dieses Reichs klingt fremd in den Ohren dieser Welt. In Matthäus 5–7 scheint Jesus eine Welt zu beschreiben, die Kopf steht. Die Seligpreisungen enthalten gegenläufige Werte wie: „Selig sind die, die trauern … Selig sind die, die man verfolgt.“ Sie führen zu höchst unerwarteten Ratschlägen wie: „Liebt eure Feinde!“ Dabei steht das Reich Gottes richtig herum, im Gegensatz zum Durcheinander falscher Messiasse und Propheten sowie gefährlicher politischer Vorurteile.

Den Heiden war das neue Israel suspekt. Es brauchte keine Sklaven, legte seine Sicherheit in Gottes Hände, war freundlich zu Kindern und Tieren, kümmerte sich um soziale Gerechtigkeit und betete einen Gott an, den es weder sehen noch beschreiben konnten. Israel war seiner Zeit weit voraus und hatte die geistliche Ausrüstung einer neuen Schöpfung und Weltordnung empfangen.

Besonderes Merkmal: Heiligkeit

Viele religiöse Fanatiker tragen bestimmte Kleidungsstücke, um ihre religiöse Zugehörigkeit zu demonstrieren, doch Jesus gab uns diesbezüglich keinerlei Anweisungen. Sein Wille ist es, dass man uns an unserem Sein erkennt, nicht an Äußerlichkeiten. Was uns als Christen einzig und allein von anderen unterscheidet, sind unsere Herzenshaltung und unser Charakter.

Christen sind keine Normalos, die Religion als Hobby betreiben. Die Welt hat ihre Schwärmereien und ihre „Fans“. Christen jedoch sind keine „Gottesfans“ oder einfach religiöse Schwärmer. Tief drinnen sind wir anders. Wir unterscheiden uns nicht nur im Tun oder im Lebensstil von anderen Menschen – obwohl diese Dinge natürlich auch dazugehören – sondern in unserem Wesen. Wir haben „Anteil an seiner göttlichen Natur“ (2. Petrus 1,4) und werden von Impulse geleitet, die die Welt nicht kennt. „Denn diejenigen, die von Gottes Geist gelenkt werden, sind Kinder Gottes“ (Römer 8,14) – und das ist ihr besonderes Merkmal!

Wir leben und arbeiten wie alle anderen auch. Wir essen, kleiden uns nach der gängigen Mode und genießen das, was andere auch tun – genau wie die Menschen dieser Welt. Doch wir sind nicht von dieser Welt. Die Kleidung, die wir tragen, ist kein Zeichen unseres Glaubens. Jesus sagte, die Pharisäer würden in der Öffentlichkeit lange Gebete sprechen und sich mit religiösen Accessoires schmücken. Kinder Gottes verwenden keine äußeren Zeichen, um zu zeigen, wer sie sind. Vielmehr sind sie unterwegs wie alle anderen auch. Sie tragen etwas anderes: Sie sind mit Demut bekleidet und eingehüllt in Lobgesang. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist innerer Art, es besteht aus ihrer Identifikation mit Liebe und Glauben und aus ihrem Lebensstil.

Andersartigkeit

Der große Unterschied ist: Jesusnachfolger sind zwar in dieser Welt aber nicht von dieser Welt. „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist … die Welt vergeht mit ihrer Lust“(1. Johannes 2,15-17).Wir setzen unsere Hoffnungen nicht auf vergänglichen Schein, sondern auf das Ewige, nämlich die Wahrheit und die Berufungen Gottes. Bauen wir auf das Vergängliche, so rinnt es uns wie Sand durch die Finger.

Wir sollten besorgt sein, wenn unser Leben als Nachfolger Jesu nicht anders ist, wenn man uns nur als religiöse Anhänger kennt und unser Glaube nicht mehr ist als ein Studienobjekt. Gläubige sollten rein äußerlich normal aussehen, doch ihr Leben muss unverkennbar anders sein. Wir sind Liebhaber Gottes.

Jesus hat gesagt: „Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt“ (Johannes 15,19). Dabei ist das Reich Gottes ein Staat, der das genaue Gegenteil dieser Welt ist – durch diesen Kontrast werden Menschen in dieses Königreich hineingezogen. Unterscheiden sich Nachfolger Jesu nicht von dieser Welt, werden sie bei niemandem das Verlangen wecken, die Welt zu verlassen und in das Reich Gottes zu kommen.

Die Welt ist ihrer selbst überdrüssig geworden. Nach Tausenden von Jahren und Dutzenden politischer und sozialer Experimente ist eines klar geworden: Jesus allein hat die Antwort. Diese Antwort ist unser offenes Geheimnis, das allen mitgeteilt werden muss:

„Verkündet es überall, dass Jesus Christus der Herr ist.“

Reinhard Bonnke